Waldreservate im Tessin – Erholung mit Dschungelfeeling (Teil 2)

Im Tessin hat der Wald als Erholungsraum seit jeher einen grossen Stellenwert, denn die italienische Schweiz gehört mit 55% Waldfläche zu den waldreichsten Kantonen der Schweiz. Wer gerne ins Grüne eintaucht, um die wohltuende, regenerierende Wirkung der Natur zu geniessen, muss dort also nicht weit gehen. Gleich 18 Naturwaldreservate sorgen nachhaltig für die Biodiversität und den Erhalt ursprünglicher Landschaften.

Gut markierte Wanderwege führen durch zum Teil dschungelartige Reservate und locken zu einer Entdeckungsreise in unberührte Wälder. Der üppigen Vegetation steht im Tessin eine einzigartige Pflanzenvielfalt gegenüber – von subtropisch bis hochalpin, und das alles ganz nah der Heimat.

Dies ist der 2. Teil. Lesen Sie hier den 1. Teil.


Riserva forestale Selvasecca (Bild: Ticino Turismo)


Bilderbuch-Kulisse im Bleniotal

Das Bleniotal im Norden des Tessins könnte aus einem Bilderbuch für Schweizer Landschaften entsprungen sein: endlos grüne Wiesen, bunte Wildblumen, spitz aus der Landschaft ragende Berggipfel, verwunschene Wälder und darüber der strahlend blaue Himmel. Dort befindet sich das Waldreservat Selvasecca längs der Lukmanierstrasse bei Acquacalda, Heimat der Zirbelkiefer, Fichte, Lärche und Latschenkiefer.

Die vielfältigen Lebensräume beherbergen eine reiche Tierwelt: Hirsche, Rehe, Eichhörnchen, Füchse, Amphibien und viele Vögel, die man mit etwas Geduld beobachten kann. Ein leichter Rundwanderweg von vier Kilometern führt vom Pro Natura Center in Acquacalda durch den grössten Zirbelkiefer-Wald der südlichen Alpen.


Pozzo di Osogna (Bild: Ticino Turismo, Foto Remy Steinegger)


Plantschen im Naturbadeteich Pozzone di Osogna

Das Waldreservat des Osognatals ist nach dem Nationalpark das grösste seiner Art in der Schweiz. Der Baumbestand setzt sich hauptsächlich aus Buchen, Fichten und Lärchen zusammen, dazu kommen die Weisstanne sowie der Birken- und Grünerlenwald. Der stille Ort wird von Hirschen, Rehen, Gämsen, Murmeltieren und rund 70 Vogelarten bevölkert. Inmitten der wilden Natur versteckt sich ein hübsches Kleinod: Umgeben von Felsen plätschert hier der Fluss Nála hinunter und verwandelt sich im Sommer in einen kleinen Naturpool, der zum erfrischenden Bad einlädt. Planschend mit Blick ins Tal und auf die angrenzenden Berge lässt es sich dort wunderbar verweilen. Direkt neben dem Teich befindet sich das Grotto al Pozzón, das seine Gäste mit typischen Tessiner Gerichten und leckerem Vino lockt.


Riserva forestale Forcaridra (Bild: Bellinzona e Valli Turismo – parisiva.ch)


Harz in der Nase und Tessiner Gipfel im Blick

Das Leventinatal ist eine echte Perle im Tessin: Links und rechts des Flusses e Ticino erhebt sich ein dicht bewaldetes Bergmassiv, das warme und lichtdurchflutete Waldreservat Forcaridra. Den Baumbestand dominiert die Waldkiefer mit ihrer blaugrünen Krone und einigen sehr alten Exemplaren, die über 200 Jahre alt sind. An den sanften Hängen wächst Wein, die fürs Tessin typischen Steinhäuser laden zum Verweilen ein. Die entspannte Wanderung von knapp acht Kilometern bietet einen Panoramablick auf das Leventinatal und die umliegenden Gipfel.


Arrampicata Denti della Vecchia (Bild: Ticino Turismo – Luca Crivelli)


Vielfalt für Kletterer und Wanderer

Denti Della Vecchia heisst das erste und bedeutendste Klettergebiet der italienischen Schweiz. Ausserdem gilt es als eines der spektakulärsten Waldreservate im Tessin, ein wahrer Hotspot für Biodiversität zwischen einer Vielfalt von Buchen, Bergkiefern und Kalksteinzinnen. In den sehr steilen, trockenen Wiesen an den abgestuften Hängen wachsen seltene Pflanzen, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind. Auch Tiere wie der Kolkrabe oder der Turmfalke können dort mit etwas Glück beobachtet werden. Das zerklüftete Gebiet ist ein wahres Paradies für Kletterer und Bergsteiger, die sich an den Kalksteinzinnen entlanghangeln. Doch auch wandern lässt es sich richtig gut. Ein Rundwanderweg führt von Villa Luganese in fünf Stunden entlang der mächtigen Felsen, durch Buchen- und Kiefernwälder und vorbei an blühenden Wiesen. Enzian, Gladiolen, Lilien, Akeleien, Alpenveilchen und Steinbrech lassen die Herzen von Natur-Fans höher schlagen.


Valle della Motta (Bild: www.jacquesperler.ch)


Geheimtipp Valle della Motta

Im Herzen der modernen Tiefebene des Mendrisiotto liegt das ursprüngliche Valle della Motta . Der Landstrich, der sich über drei Kilometer entlang der Gemeinden von Novazzano, Coldrerio und Mendrisio schlängelt, ist selbst unter Tessin-Urlaubern weniger geläufig – und von der Verstädterung rundherum verschont geblieben. Auf einem entspannten, knapp 45-minütigen Spaziergang entlang des Baches Roncaglia ist die einzigartige Fauna und Flora besonders schön zu beobachten. Zahlreiche Wasservögel tummeln sich am Ufer, über 400 Pflanzenarten säumen die Strecke. Selbst die Flussgarnele und der italienische Springfrosch, der nur dort vorkommt, fühlen sich heimisch. Die Wanderung ist auch perfekt für Kinder, denn am Wegesrand befinden sich immer wieder Informationstafeln, die über die Tier- und Pflanzenwelt aufklären.

 

Quelle: Ticino Turismo