Museo d’arte della Svizzera italiana, Lugano: Ausstellung „René Magritte. La Ligne de vie“
Vom 16. September 2018 bis 6. Januar 2019 präsentiert das Museo d’arte della Svizzera italiana die Ausstellung „René Magritte. La Ligne de vie“, eine Hommage an den belgischen Meister des Surrealismus. Zu sehen ist eine aussergewöhnliche Auswahl von Werken, die seinen gesamten Schaffensweg, von den Anfängen bis zu den berühmtesten Bildern seiner Reife dokumentieren.
Die Ausstellung im Tessin bietet dem Besucher die Möglichkeit, den Ursprung und die Inspirationsquellen des Werkes eines Künstlers zu verstehen, der es wie kaum ein anderer versteht, das Publikum zu beeindrucken.
Der rote Faden der Ausstellung ist der Vortrag, den René Magritte am 20. November 1983 im Musée Royal des Beaux-Arts in Antwerpen a hielt. Er trug den Titel La Ligne de vie (Die Lebenslinie). Es war eine der seltenen Gelegenheiten, in denen sich der Künstler öffentlich über sein Werk äusserte und sich auf André Breton und die belgischen Surrealisten, seine Weggefährten, bezog. Anhand einer Reihe von Bildern und Beispielen skizzierte Magritte die Entstehungsgeschichte seiner Kunst und illustrierte die Prinzipien, die es ihm erlaubt hatten, Alltagsgegenstände in etwas Verstörendes zu verwandeln.
Die Ausstellung, die sich aus etwa siebzig Werken zusammensetzt, beginnt mit den Arbeiten der frühen 1920er Jahre. Es handelt sich um Experimente, die zum Teil weit entfernt sind von den berühmtesten Gemälden des belgischen Meisters. Einige der ausgestellten Werke, die selten öffentlich zu sehen sind, unterstreichen Magrittes jugendliche Begeisterung für den italienischen Futurismus. Zwar unterscheidet sich der Stil dieser Werke deutlich von jenen der Reife, doch der Geist dahinter – das heisst der Wunsch, bürgerlichen Erwartungen und künstlerischen Konventionen zu widersprechen – findet sich auch in den surrealistischen Kompositionen wieder. Doch den entscheidenden Impuls für die Definition seiner eigenen Poetik findet Magritte in der Metaphysik und insbesondere im Werk von De Chirico. Die Ausstellung präsentiert einen aussergewöhnlichen Vergleich von De Chiricos Les Plaisirs du poète (1912) und der Traversée difficile (1926) von Magritte.
Es folgt eine breite Auswahl von Werken, die zwischen den 1920er und 1930er Jahren entstanden sind und in denen die Lieblingsthemen des Künstlers zum Ausdruck kommen. Wie Magritte in La Ligne de vie erklärt, steht hinter den Gemälden von 1925 bis 1936 die systematische Suche nach einer verstörenden poetischen Wirkung, die vor allem dadurch erreicht wird, dass ganz gewöhnliche Dinge aus einer neuen Sicht präsentiert werden, und zwar so, dass die Loslösung von ihrem Kontext auf die Spitze getrieben wird.
Um die alltäglichsten Dinge ungewöhnlich erscheinen zu lassen, verwendete der Künstler auch andere Mittel, von denen jedes durch eine Reihe von Werken illustriert wird: die Darstellung in einer anderen Materie als der üblichen (Souvenir de voyage, zum Beispiel, präsentiert ein “versteinertes” Stillleben); die Kombination von Bildern und Wörtern, die willkürlich miteinander verbunden sind (Le Reflets tu temps, 1928; Le Parfume de l’abîme, 1928); die Darstellung der Visionen des Dämmerzustandes (Le Noctambule, 1928). Diese Bilder, die wir heute als Meisterwerke anerkennen, haben bei ihrer Entstehung viel Kritik hervorgerufen. Wie Magritte selbst anmerkt, wurde ihm vorgeworfen, dass er keine plastische Qualität habe, dass er den “pittoresken” Stil zugunsten einer schmucklosen Darstellung aufgegeben habe, dass er Dinge an ungewöhnlichen Orten platziert habe.
Obwohl der Vortrag La Ligne de vie 1938 stattfand, beschränkt sich die Ausstellung im MASI nicht auf Werke, die bis zu diesem Zeitpunkt entstanden sind. Auch in den folgenden Jahren blieb Magritte den im Vortrag dargelegten poetischen Prinzipien treu und schuf einige seiner berühmtesten Werke, wie z.B. La Mémoire, 1948 e la Grande Guerre, 1964, die beide zu sehen sind. Die Ausstellung dokumentiert auch Magrittes einzige und kurze Abweichung von seinem unverwechselbaren Stil, die sogenannte Période vache, wörtlich Kuh: eine Reihe von Arbeiten, die 1948 mit grellen Farben und sehr freien Pinselstrichen entstanden sind, und die, wie der Ausdruck “vache” angibt, ironisch den Fauvismus auf den Arm nehmen.
Abgerundet wird die Ausstellung durch Dokumente, Fotografien und eine Reihe von Plakaten aus seiner Jugend, die die kommerzielle Seite der Arbeit des Künstlers dokumentieren, sowie die Projektion von Filmen aus den 1950er Jahren.
Die Ausstellung geniesst die Unterstützung der Magritte-Stiftung und wird 2019 vom neuen Amos Rex in Helsinki übernommen.
René Magritte
La Ligne de vie
16. September 2018 – 6. Januar 2019
Museo d’arte della Svizzera italiana, Lugano
Hauptsitz LAC Lugano Arte e Cultura
MASI Lugano
Das Museo d’arte della Svizzera italiana, Lugano ist das Ergebnis einer tiefgreifenden Revision der Kulturpolitik, die zum Zusammenschluss des Museo Cantonale d’Arte und des Museo d’Arte di Lugano in einer einzigen Institution geführt hat. Das Museum hat zwei Standorte: das LAC zeigt verschiedene Ausstellungen zur Vertiefung der Kunst des 20. Jahrhunderts sowie der zeitgenössischen Kunst und seiner Sammlungen, im Palazzo Reali konzentriert sich die Tätigkeit auf die Geschichte der Kunst des Territoriums und auf die Fokussierung auf spezifische Schwerpunkte der Sammlungen. Hauptpartner des MASI Lugano ist Crédit Suisse, die damit ihr historisches Engagement für die Kunst in Lugano bekräftigt.
Vorschau Ausstellungen
How Evil is Pop Art?
New European Realism 1959–1966
Spazio -1, 23.09.2018–06.01.2019
Die Sammlung
LAC, 02.10–16.12.2018
Vera Trachsel
Prix Manor Ticino 2018
LAC, 20.10.2018–24.02.2019
Informationen
Ausstellungsstandort
LAC Lugano Arte e Cultura Piazza Bernardino Luini 6 CH – 6901 Lugano
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag: 10:00 – 18:00
Donnerstag: 10:00 – 20:00 Montag geschlossen
Eintrittspreise
Ausstellungen
Erwachsene: Sfr 20.-
Reduziert: Sfr 14.-
Gratiseintritt jeweils am ersten Donnerstag des Monats (17:00 Uhr – 20:00 Uhr)
Die Sammlung
Gratiseintritt
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Quelle: LAC Lugano Arte e Cultura