Bunter Herbst im Tessin: Die Tradition rund um die Kastanie entdecken

Mildes Klima, farbenfrohe Landschaft und gedeckte Tische. Der Herbst ist die richtige Jahreszeit um sich eine Pause zu gönnen und die Natur im Tessin zu geniessen.

Nutzen Sie die Schulferien für einen Familienausflug inmitten bunter Blätter oder planen Sie ein gastronomisches Abenteuer zu zweit. Die goldene Kulisse der Natur, Kultur und die typische Küche sind die Höhepunkte des Herbstes am Lago Maggiore und den umliegenden Tälern.


Kastanie – die Königin des Herbsts (Bild: Przemek Iciak – shutterstock.com)

Kastanie – die Königin des Herbsts (Bild: Przemek Iciak – shutterstock.com)


Kastanien und die Grà

Die Traditionen rund um die Kastanie sind unzählig und dies zu Recht. Auch wenn wir uns heute oft nur noch im Herbst daran erinnern, wenn sich der Duft von gerösteten Kastanien in der Luft verbreitet, waren Kastanien in der Vergangenheit ein wesentlicher Bestandteil unserer Ernährung.

Das Be- und Entladen der Grà war ein grundlegender Moment im Leben unserer Vorfahren. Jedes Jahr bewahrt die Grà Moghegno eine der vielen Traditionen, die verloren zu gehen drohen. Aber nicht nur, sie wird dank der Beteiligung von Schulen in der Region aktiv an neue Generationen weitergegeben.

Kastanien waren in der Vergangenheit ein unverzichtbares Lebensmittel in der Ernährung, dass daraus gewonnene Mehl war billiger als jenes aus Weizen und die ganzen Kastanien wurden mit Gemüse, Reis, Fleisch, in Suppen oder Süssigkeiten gegessen… Da es jedoch Früchte sind die leicht durch Schimmelpilze und Larven beschädigt werden können, wurden effektive Methoden angewendet, um sie über lange Zeit haltbar zu machen. Das Trocknen auf einem Rost war eine der häufigsten Methoden im Tessin, weshalb man immer noch viele dieser Grà sehen kann – kleine Steinhäuschen zum Trocknen von Kastanien, deren Name vom Rost stammt, auf dem die Kastanien während des Prozesses platziert wurden.


Römische Brücke im Maggiatal (Bild: Fonsi – shutterstock.com)

Römische Brücke im Maggiatal (Bild: Fonsi – shutterstock.com)


Sobald die Ladung erfolgt ist, beginnt der längste und mühsamste Teil des Prozesses. Das Feuer brennt während drei Wochen. In dieser Phase ist das Wichtigste die Wärme, die vom Feuer abgegeben wird, die Flammen werden teilweise von den Schalen der Kastanien des Vorjahres bedeckt und schütz davor, damit sie nicht zu hoch ansteigen. Während dieser drei Wochen müssen die Kastanien alle 3-4 Tage gewendet werden, das Feuer wird kontrolliert und dreimal täglich wird Holz nachgelegt.

Nach drei Wochen haben die Kastanien ein Drittel ihres Gewichts verloren. Sie sind bereit zum Entladen! Die noch warmen Kastanien werden in lange Tuchtaschen gelegt und geschlagen. Gemäss der Tradition sind es die Männer die für diese Aufgabe verantwortlich sind, die Taschen auf Holzklötze zu schlagen um die Schale zu zerbrechen, solange bis man die Geräuschänderung hört. Heute ist dieser Teil den Kindern der Schulen anvertraut, die am Projekt teilnehmen. Nach dem Schlagen werden die Kastanien in den Ventilator (den Val) gelegt und vom Pulver der Schale getrennt.

Die Reste der Schale werden im folgenden Jahr verwendet, um das Feuer der Grà damit zu bedecken. Der letzte Schritt ist die Reinigung von Hand der weissen Kastanien. Früher diente dieser Akt dazu, die Schönsten, welche dazu bestimmt waren ganz gegessen zu werden, von den bereits zerkleinerten, die zu Mehl verarbeitet wurden, zu trennen. Die Entladung der Grà ist zudem eine wichtige Gelegenheit für Kinder, der Kultur der Kastanie näher zu kommen. Während des Entladens sind die Schulen nicht nur an direkten Aktivitäten wie dem Schlagen von Kastanien beteiligt, sondern auch an einem Lehrpfad, der eine Reihe von Stationen beinhaltet, bei denen sie mehr über die Geschichte der Kastanien in Moghegno erfahren können.

 

Quelle: Ascona-Locarno Tourismus