Ausstellung Max Läubli in der Burg Sasso Corbaro von Bellinzona – 02.09 bis 06.11.2022

Anlässlich des 90. Geburtstages des Künstlers Max Läubli (Herisau 1932 – 2018 Claro) zeigt die Ausstellung “La Vita” in der Burg Sasso Corbaro von Bellinzona vom 2. September bis 6. November 2022 das Werk aus weit mehr als einem halben Jahrhundert.

Der Basler Künstler liess sich 1959 in Claro nieder und wurde für seine künstlerischen und sozialen Aktivitäten, sowie für die Bewahrung des kulturellen Erbes der Gemeinde zum Ehrenbürger ernannt.


Burg Sasso Corbaro von Bellinzona (Bild: Mario Krpan – shutterstock.com)


Die Retrospektive findet in den verwinkelten Räumen der Burg statt und bietet einen umfassenden Einblick in die Gemälde, Skulpturen und Schriften von Max Läubli, mit denen Leben und Werk erzählt werden. Neben den mehr als 140 ausgestellten Arbeiten und Dokumenten ist ein Auszug aus dem umfangreichen grafischen Werk in digitaler Form zu sehen.

Beim Betreten der Burg findet man im Gewölbesaal Skulpturen und Holztafeln, die die Atmosphäre des kleinen “Mystischen Kellers” im Garten von Claro wiedergeben, einem Ort, “in dem der Besucher in eine Dimension der Stille und des Halbschattens eintaucht, die in der Ausdehnung, die die Zeit erfährt, zur Meditation anregt”, wie der Kunstkritiker Paolo Blendinger im Katalog zur Ausstellung im Tessin schreibt.


Ausstellung gibt Einblick in das Werk von Max Läubli (Bildquelle: Organizzazione Turistica Regionale Bellinzonese e Alto Ticino)


Um die Biografie von Max Läubli darzustellen, werden im ersten Stock eine Reihe von Selbstporträts, die bis in die 1950er Jahre zurückreichen gezeigt und ergänzt durch Darstellungen seines Hauses. Hier sieht man wie er einen inneren Dialog führte und sich mit dem Umfeld, indem er lebte auseinandersetzte. Vitrinen weisen auf die verschiedenen ergänzenden Tätigkeiten hin, die er im Laufe der Jahre ausgeübt hat, wie z. B. Illustrationen und Restaurierungen.

Im zweiten Stock, mit dem Titel „Vergleiche“ werden die beiden wichtigsten stilistischen Phasen von Max Läubli dargestellt und verglichen: vor 1970 und danach. Hier kann man sehen, wie er trotz der stilistischen Weiterentwicklung bestimmten Themen und Sujets treu geblieben ist, diese aber unter einem neuen Licht betrachtet. Dazu schreibt seine Tochter Sibylle Läubli in der Monographie: „Mit den gesellschaftlichen Veränderungen und dem wachsenden allgemeinen Konsumdenken kann man Anfang der 70er Jahre bei Max Läubli eine allmähliche stilistische Veränderung beobachten. Die Motive, die er bisher gerne darstellte, sind weitgehend verschwunden und neuen Themen gewichen. In seinen Gemälden beginnt er Gedanken, Ängste, Faszinationen und Kritik angesichts einer Welt, von der er sich mehr und mehr entfremdet fühlt, Raum zu geben.

Er verzichtet auf grosszügige Pinselstriche und pastosen Flächen, und verfeinert seinen Strich; die Malerei wird präziser, bisweilen fast transparent, als wollte er dieser neuen Innenwelt Körper geben und die Veränderungen, die um ihn herum geschehen in jedem Detail bezeugen.“

Die zweite Schaffensperiode ist ausführlich im Obergeschoss dokumentiert, wo im ersten Raum weibliche Figuren dominieren, die den “Lebenskreis” in all seinen Phasen und Facetten darstellen und wo geflügelte Figuren in eine sozusagen transzendente Welt führen. Das 7-teilige Werk “Arkanum”, das von einem Text von Max Läubli begleitet wird, nimmt einen wichtigen Platz im Raum ein. Es handelt sich um eine Art Opus Magnum, ein Spiegel menschlicher Laster und Tugenden, das die gesamte visuelle und expressive Ausdruckskraft des Künstlers enthält.

Im zweiten Raum des oberen Stockwerkes sind Arbeiten zu sehen, die sich mit der Aktualität beschäftigen, in denen es um die reale Welt geht, die kritischer sind. Es sind Bilder mit denen der Künstler mit subtilem Humor den Betrachter zum Nachdenken anregt.

Sein Interesse an religiösen Themen, dass er bei der Ausführung von sakralen Kunstwerken und Restaurierungen in verschiedenen Kirchen vertiefte, entwickelte sich zu einem dauerhaften Dialog. Daraus entstanden zahlreiche Werke, von denen einige in diesem Raum und in der Kapelle am Eingang der Burg zu sehen sind.

Ein Gemälde zu Ehren der fahrenden Völker vervollständigt das Lebenswerk des Künstlers. Er fühlte sich ihnen immer sehr verbunden und vertrat sie während mehreren Jahren als Sekretär auf Bundes- und Kantonsebene.

Den Abschluss der Ausstellung bildet eine Wand mit sechzehn Köpfen im gleichen Format, die zeigt, wie Max Läubli sich auch bei einem einzigen Thema nie wiederholte und seiner Fantasie keine Grenzen setzte – ein Merkmal das sein Werk kennzeichnet.

Als Künstler, der sich immer ausserhalb der Strömungen bewegte, lässt er sich kaum zwischen den verschiedenen vergangenen und gegenwärtigen künstlerischen Bewegungen verorten. Um seiner Freiheit willen, sowohl im Leben als auch in der Kunst, ging Max Läubli seinen eigenen Weg, ohne sich von Moden und Trends beeinflussen zu lassen, und lebte in seiner eigenen Welt, in der er sehr konsequent werkte und produzierte. Der in der Retrospektive gezeigte Dokumentarfilm des Regisseurs Werner Weick, “Die Welt von Max und Madeleine”, von RSI produziert, ist ein Zeugnis dieses Lebens.

Im Katalog über Max Läubli schliesst Paolo Blendinger seinen Text mit folgenden Worten: “Seine Kunst will letztlich nichts anderes sein als das Tagebuch eines Lebens, das von den Jahreszeiten und den Jahren geprägt ist. Das Zeugnis einer Zeit, seiner eigenen, in der sich die innere Welt und die äusseren Reize verbinden, um einen Weg zu formen, der nicht anders als persönlich sein kann, und doch, humanistisch gesehen, auch allgemein ist. Nicht nur das vertraut uns der Künstler in dieser Retrospektive an, sondern er bewegt auch die Saiten unserer Sensibilität durch ein Werk, das uns fasziniert, weil es uns einbezieht, indem es uns begleitet.”

 

Quelle: Organizzazione Turistica Regionale Bellinzonese e Alto Ticino