Aktuelle Ausstellungen für den Kultursommer im Tessin

Das kulturelle Angebot des Tessins ist wieder zum Leben erwacht. Zahlreiche Ausstellungen in den Museen wie auch im Freien bereichern das Freizeitangebot des Sommers in der italienischen Schweiz und laden nicht nur Kulturbegeisterte zu abwechslungsreichen Stunden.

Hier eine kleine Auswahl aus dem aktuellen Veranstaltungskalender:


© Ticino Turismo, Luca Crivelli

© Ticino Turismo, Luca Crivelli


Street Art Ausstellung des italienischen Künstlers Yuri Catania in Rovio

“I Gatti di Rovio“ (die Katzen von Rovio), so nennt sich das Street Art Projekt, mit dem Yuri Catania vom 12.6.2021 bis 20.05.2022 in Rovio am Luganersee sowie den Nachbargemeinden Arogno, Maroggia und Melano ausstellt. Catania ist zeitgenössischer Künstler, Regisseur und Fotograf, spezialisiert auf Mode- und Strassenfotografie. Er lebt in Rovio und in New York und ist ein grosser Liebhaber des Tessins. Die Open Air Ausstellung im Tessin umfasst 60 überdimensionale Fotografien in unterschiedlichen Grössen, welche der Künstler mit biologisch abbaubarem Kleber direkt an den Wänden der beteiligen Gemeinden aufhängt. Als Hommage an seine Wahlheimat fungiert Rovio mit seinen Einwohnern und der historischen Architektur des Ortes als Protagonist der Ausstellung. Die Fotografien umfassen Portraits von Katzen, aber auch Porträts von den Bewohnern Rovios, die im Tessin auch unter dem Spitznahmen „Katzen“ bekannt sind. Wer noch weitere Werke des innovativen Künstlers sehen möchte, für den empfiehlt sich auch die Ausstellung “American Flag Videogame”, die vom 10. Mai bis 16. Juli 2021 in der Galleria Art Trust im nahegelegenen Melano stattfindet.


© 2020 MUSEC_Fondazione culture e musei, Lugano

© 2020 MUSEC_Fondazione culture e musei, Lugano


MUSEC Lugano – in die Kunstwelt des Irans, Zentralasiens und Japans eintauchen

Das MUSEC – Museo delle Culture Lugano, das zugleich wichtiges Forschungszentrum der Kunstanthropologie ist, berücksichtigt und konserviert Kunstsammlungen aus dem Fernen Osten, Indien, Südostasien und Ozeanien. Es wurde 1989 eingeweiht und befindet sich in den Räumlichkeiten der Villa Malpensata in Lugano. Neben einer permanenten Sammlung hält das Museum ein reichhaltiges Programm an Ausstellungen und Veranstaltungen bereit. Aktuell lädt die Ausstellung „Souvenir du Japon“ mit Postkarten der Sammlung Ceschin Pilone (1898-1960) bis zum 5. September 2021 auf eine Entdeckung Japans ein. Insgesamt 600 ausgewählte Postkarten zeigen den Besuchern die aussergewöhnliche Kreativität und Feinheit, mit der Japan die Postkarte zu einer wahren Kunstform gebracht hat. Weiter führt die Ausstellung „Namad“ bis zum 3. Oktober 2021 mit der antiken Filzkunst in den Iran und nach Zentralasien und bringt dabei nicht nur die handgefertigten Kunstwerke ans Licht, sondern auch deren Kulturen, die sie hergestellt haben.


© Ticino Turismo - Foto Luca Crivelli

© Ticino Turismo – Foto Luca Crivelli


Ausstellung „Rilke, Hesse, Dürrenmatt – und der Wein“ in Montagnola

Rainer Maria Rilke (1875 – 1926), Hermann Hesse (1877 – 1962) und Friedrich Dürrenmatt (1921 – 1990), drei deutschsprachige Künstler, die alle als Wohnort einen fremdsprachigen Kanton wählten, in dem der Weinanbau eine wichtige Rolle spielt: das Wallis, das Tessin und der Kanton Neuenburg. Der Wein als Verbindung der drei Künstler, der charakteristisch ist für die Landschaft, in der sie lebten und der Teil ihres Lebensstils war, wird bei der Ausstellung „Rilke, Hesse, Dürrenmatt – und der Wein“ im Museum Hermann Hesse in Montagnola bis zum 30. November 2021 thematisiert. Anhand von Zitaten aus Briefen und literarischen Arbeiten, Fotos, Zeichnungen und Gegenständen aus dem persönlichen Besitz wird die Bedeutung des Weins im biografischen und künstlerischen Zusammenhang präsentiert. Darunter auch als Element in den jeweiligen Werken, in denen er als Katalysator oder Metapher dazu beiträgt, Thematik und Aussage zu veranschaulichen.


© Bellinzona Turismo - Foto Silvano Crivelli

© Bellinzona Turismo – Foto Silvano Crivelli


Ausstellung „Raffaello 3D – der Göttliche“ in Bellinzona

Nach dem enormen Erfolg der Leonardo da Vinci 3D-Ausstellung, die 2020 in Bellinzona gezeigt wurde, wird die Retrospektive über die grosse italienische Renaissance fortgesetzt mit einer aussergewöhnlichen Präsentation über den grossen Raphael. Die interaktive Ausstellung „Raffaello 3D – der Göttliche“ entstand anlässlich der Feierlichkeiten zum 500. Todestag des Künstlers und zeigt die Eleganz von Raffaellos Kunst durch traditionelle Darstellung und moderne Multimedia-Technologie. In den Räumlichkeiten der Burg Sasso Corbaro in Bellinzona wird das Publikum bis zum 7. November 2021 täglich von 10 bis 18 Uhr mit überraschenden Effekten durch Augmented Reality und Hologrammen in Erstaunen versetzt. Ergänzend zur Ausstellung werden Führungen angeboten.


© Carlo Favero

© Carlo Favero


„BLANK“ Ausstellung im Museo Villa dei Cedri

Die bürgerliche Vorstadtvilla dei Cedri in Bellinzona hat ihren Ursprung im Jahr 1860. Ihren Namen verdankt die Villa den mächtigen Zedern, die einst das Eingangstor beschatteten und heute im öffentlichen Park wachsen. Die permanente Sammlung des 1985 eröffneten Museums konzentriert sich auf die Kunst des Tessins, der Lombardei und der Schweiz ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit. Von den Besuchern wird das Museum auch wegen seines Parks geschätzt, der in der Region Bellinzona einzigartig ist. Die aktuelle Sonderausstellung “BLANK” ermöglicht ein Eintauchen in den „umfassenden Wahrnehmungszyklus“ des Werks der deutschen Künstlerin Irma Blank (*1934), die seit Anfang der Fünfzigerjahre in Italien lebt. Der Titel, der die Begriffe „weiss“ und „leer“ anklingen lässt, verweist auf Irma Blanks Bestreben, die Sprache über die Linie zu läutern und sie von ihrem Sinngehalt zu befreien. Die Ausstellung läuft noch bis zum 1. August 2021.

Michelangelo Pistoletto in Ascona

Das Museo Comunale d’Arte Moderna in Ascona präsentiert bis 26. September 2021 eine ganz besondere Ausstellung: „Die Wahrheit von Michelangelo Pistoletto. Vom Spiegel zum Dritten Paradies“. Es ist die umfassendste Einzelausstellung des zeitgenössischen italienischen Malers, Aktions- und Objektkünstlers Michelangelo Pistolettos, die je in der Schweiz stattfand. Mehr als 40 Arbeiten des aus Biella stammenden Künstlers werden im Museum in Ascona gezeigt. Darunter befinden sich Gemälde, Spiegelbilder, Installationen, Videos und seltene Archivbilder aus den Jahren 1958 bis 2021. Fortgeführt wird die Ausstellung im Museo Castello San Materno in Ascona, wo Pistoletto die Besucher selbst empfängt – in Form einer interaktiven Videoprojektion.

Im Park des Museums befindet sich das mit etwa neunzig Pflanzen angelegte sogenannte „Dritte Paradies“. Seine Form ähnelt einer Acht, die aber einen dritten, zentralen Kreis aufnimmt. Mit dieser Kreation verkörpert Pistoletto die dreiphasige Geschichte der Menschheit: Die erste ist die der Ursprünge, als der Mensch völlig in die Natur integriert war. Die zweite ist das Künstliche, das von der menschlichen Intelligenz entwickelt wurde sowie das dritte, das dazwischen liegt und für die Überwindung des Konflikts zwischen Natur und Künstlichkeit durch ein neues Modell der ökologisch-nachhaltigen Gesellschaft steht. Ein weiteres „Drittes Paradies“ aus Steinen findet sich auf dem Monte Verità, welches der Künstler der Gemeinde Ascona stiftet und das dort bleiben soll, als Zeichen der Kontinuität.


© Roberto Pellegrini

© Roberto Pellegrini


Rundbild „Klarwelt der Seligen“ wieder auf dem Monte Verità zu sehen

Am Nordende des Lago Maggiore oberhalb von Ascona liegt der legendäre Monte Verità. Er wurde ab 1900 zum Sehnsuchtsort für Menschen auf der Suche nach alternativen Lebensstilen und ist ein Ort von ausserordentlicher kultureller Bedeutung. In den historischen Gebäuden des Bergs der Wahrheit ist ein Museumskomplex angelegt, zu dem nun auch der Elisarion-Pavillion mit dem dreieinhalb Meter hohen und 25 Meter langen Rundgemälde „Klarwelt der Seligen“ des baltischen Künstlers Elisàr von Kupffer zählt. Kupffer (1872 – 1932) war Gründer der religiösen Bewegung Klarismus, Schriftsteller und Künstler. 1915 kam er gemeinsam mit seinem Lebenspartner Eduard von Mayer (1873 – 1960) ins Tessin, 1925 errichteten sie das Sanctuarium Artis Elisarion in Minusio. Wie andere neureligiöse Strömungen dieser Zeit wollte der Klarismus Antwort und Gegenpol zum naturwissenschaftlichen Weltbild sein und kämpfte unter anderem für die Gleichberechtigung von Homosexuellen und gegen Diskriminierung.

1923 begann Elisàr von Kupffer mit den Arbeiten an seinem Monumentalwerk „Klarwelt der Seligen“, welches er in mehreren Etappen bis 1929 vollendete. Das Werk sollte Besucher von der „Wirrwelt“ in die „Klarwelt“ führen. Es zeigt ein irdisches Paradies mit 84 Jünglingen in einer idyllischen Landschaft und gilt als einer der wichtigsten Paradiesentwürfe des frühen 20. Jahrhunderts. Von 2019 bis 2021 wurde das Rundbild komplett restauriert. Zusammen mit dem wieder errichteten Baldachin präsentiert es sich jetzt im Elisarion-Pavillon auf dem Monte Verità wieder so, wie es einst im Sanctuarium Artis Elisarion in Minusio zu sehen war. Der Pavillion wurde modernisiert und mit einer Klimaanlage, Info-Tafeln und einer Filmvorführung ausgestattet und ist seit Ostern 2021 samstags von 14 bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 18 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.


© Roberto Pellegrini

© Roberto Pellegrini


200. Geburtstag des Tessiner Malers Antonio Ciseri

Das Tessin ist ein Land der Künstler – von berühmten Architekten bis hin zu Bildhauern, Malern und Dichtern. Darunter befindet sich auch Antonio Ciseri (Ronco sopra Ascona, 1821 – 1891), welcher als ein Tessiner Vertreter der italienischen Malerei des 19. Jahrhunderts gilt. Seine künstlerische Karriere entfaltete sich grösstenteils in Florenz, die Verbindung zu seiner Heimatregion Tessin hat er jedoch immer aufrechterhalten. Seine Werke konzentrieren sich vor allem auf religiöse und historische Gemälde und Porträts. Zudem ist Antonio Ciseri Autor des berühmten Gemäldes “Der Transport Christi zum Grab”, das sich in der Wallfahrtskirche der Madonna del Sasso in Orselina oberhalb von Locarno befindet.

Weitere Gemälde gibt es u. a. in den Kirchen von Ronco sopra Ascona, Locarno, Magadino und Rasa zu bestaunen. 2021 jährt sich zum 200. Mal die Geburt von Antonio Ciseri, der am 25. Oktober 1821 in Ronco sopra Ascona das Licht der Welt erblickte. Das Jubiläum wird durch eine Reihe von Veranstaltungen im gesamten Kanton gefeiert, die darauf abzielen, das bedeutende künstlerische Erbe des Malers in seiner Heimat zu stärken. Gestartet wird die Veranstaltungsreihe am 19. Juni 2021 mit einer Ausstellung im Casa Ciseri in Ronco sopra Ascona, dem Haus, in dem der Maler 1821 geboren wurde. Den Sommer über bietet die Associazione Ronco sopra Ascona – Cultura e Tradizioni (ARCT) ausserdem geführte Touren auf den Spuren des Malers, der Familie Ciseri und der künstlerischen Beziehungen, die seit Beginn des 17. Jahrhunderts zwischen Ronco und Florenz entstanden sind. Weitere Ausstellungen anlässlich des Jahrestages von Ciseri und seinem künstlerischen Vermächtnis im Tessin folgen im Oktober im Museo d’arte della Svizzera italiana (MASI) im Palazzo Reali in Lugano, im Museo Casorella in Locarno, im Museo Castello San Materno in Ascona, im Museo del Santuario della Madonna del Sasso in Orselina sowie in der Pinacoteca Züst in Rancate.


© Thierry Burgherr

© Thierry Burgherr


Das Centro Internazionale di Scultura (CIS) in Peccia ist eröffnet

Am 2. Mai 2021 wurde das Centro Internazionale di Scultura (CIS) am Dorfeingang von Peccia feierlich eröffnet. Der neue Kulturort mit internationaler Ausstrahlung im oberen Maggiatal umfasst ein futuristisches Gebäude für kulturelle Events und Ausstellungen sowie fünf Werkateliers, in denen Künstler aus aller Welt einen sechsmonatigen Stipendienaufenthalt absolvieren können. Vier der ersten fünf Stipendiaten haben ihre Ateliers nun bezogen und werden in den sechs Sommermonaten (Mai bis Oktober) in Peccia wohnen und mit den lokalen Materialien, vor allem dem hellen Peccia Marmor, spannende Werke und Installationen kreieren. Ebenfalls Einzug gehalten hat die erste Ausstellung mit Werken des international renommierten Künstlers Jose Dávila aus Guadalajara, Mexiko. Bei seiner Installation in Peccia spielt auch der Marmor der Region eine Rolle, welchen er auf neue Art präsentiert und interpretiert. Das Zentrum ist von Dienstag bis Sonntag jeweils von 13 bis 17 Uhr für Kulturinteressierte und Touristen geöffnet. Neben dem Besuch der Ausstellung kann auch mitverfolgt werden, wie die Nachwuchskünstler an ihren Projekten arbeiten.

 

Quelle: Ticino Turismo