11 Tipps für naturnahe und genussvolle Sommerferien im Tessin
Hinter dem Gotthard beginnt der Süden Europas. Mit jedem Kilometer wird die Luft etwas wärmer, die Berge etwas grüner und das Landschaftsbild wechselt von alpinen Nadelwäldern zu mediterranen Palmen.
Wer selbst einmal die Strecke gen Süden gefahren ist, der kennt das Urlaubsfeeling, welches einen im Tessin überkommt, ist man erst einmal auf der Südseite der Alpen angelangt.
Ab dem 6. Juni 2020 können alle Freizeitbetriebe und touristischen Angebote wieder öffnen, sodass abwechslungsreichen Ferien in der Schweizer Sonnenstube nichts mehr im Wege steht. Nachfolgend elf Tipps, mit denen in den Sommerferien im Tessin sicher keine Langeweile aufkommt.
Frische Abkühlung an einsamen Badeplätzen
Wasser spielt im Tessin eine grosse Rolle. Zwei Seen mit mehr als 160 Kilometer langer Küste, rauschende Wasserfälle und idyllische Bergseen prägen das Landschaftsbild der italienischen Schweiz und geben dem Tessin seinen natürlichen Charakter. Eine besondere Faszination auf die Menschen üben die Tessiner Flüsse aus. Smaragdgrün oder türkisblau schimmernd sucht sich das kristallklare Wasser seinen Weg durch die ausgewaschene Felsenlandschaft der ursprünglichen Täler und lädt zur Abkühlung an heissen Sommertagen.
Bekannter für ihre Badespots sind die Flüsse Maggia und Verzasca, aber auch an den Wasserläufen des Ticino, Melezza, Isorno oder der Breggia befinden sich viele versteckte Badeorte und unzählige natürliche Wasserbecken sowie kleine Strände mit feinstem Sand. Das Tessin ist reich an unzähligen Badeplätzen an menschenleeren Orten, ideal zur Abkühlung nach einer Wanderung, einer Radtour oder einfach nur, um Sommer und Sonne zu geniessen und im sprudelnden Nass wieder die Kräfte zu mobilisieren.
Il grotto ticinese – kulinarische Tradition der italienischen Schweiz
Wer noch nie im Schatten der Bäume auf einer Steinbank gesessen hat, mit einem Tazzin in der Hand und einer dampfenden Polenta vor der Nase – kurz, wer noch nie in einem Tessiner Grotto war, der sollte dieses Versäumnis schnellstmöglich nachholen. In den traditionellen Lokalen, die zum Tessin gehören wie die Sonne zum Sommer, wird authentische regionale Küche serviert. Sie waren ursprünglich die Kühlschränke unserer Vorfahren, um Lebensmittel wie Wurst, Käse oder Wein auch während der grössten Sommerhitze kühl zu lagern. Denn im Grotto ist die Temperatur über das ganze Jahr hinweg konstant kühl. Im Laufe der Zeit verwandelten sich die Felshöhlen in rustikale Gaststätten, in denen heute an Tischen und Bänken aus Granit im Freien unter jahrhundertealten Laubbäumen authentische Tessiner Gerichte aufgetischt werden. Der Besuch eines Grottos ist gesetzlich seit dem 11. Mai 2020 wieder möglich.
Food & Wine Tour – neu in Locarno und Bellinzona
Einen Ort kulinarisch zu entdecken ist ein besonderes Reisevergnügen. Nach Lugano hat das Tessin deshalb ab dem 6. Juni 2020 auch eine Food & Wine Tour in Bellinzona und in Locarno im Programm. Geführt von einem einheimischen Guide geht es während des dreieinhalbstündigen Rundgangs jeweils durch die historischen Stadtzentren. Unterwegs wird dabei immer wieder in charakteristischen Restaurants und Bars Halt gemacht, um typische Tessiner Spezialitäten wie regionale Käsesorten, aromatische Salametti, Risotto oder Polenta zu verkosten. Begleitet werden die Speisen von regionalen Weinen wie dem Tessiner Merlot und spannenden Anekdoten zu den verschiedenen Lokalitäten der Stadt. Der süsse Abschluss darf dabei natürlich nicht fehlen, sodass der Spaziergang mit Degustation zu einem Menü mit verschiedenen Gängen wird. Die Tour wird ganzjährig auf Anfrage durchgeführt und kann auch als vegetarische oder vegane Variante gebucht werden.
Cantine Aperte – Tag der offenen Weinkeller im Tessin dieses Jahr im August
Seit mehr als 20 Jahren öffnen zu Pfingsten an die 80 Tessiner Winzer ihre Türen zum Tag der offenen Weinkeller (Cantine Aperte), was in diesem Jahr nicht möglich war. Doch zur Freude der Tessiner Sommergäste kann das Wochenende, welches dem Wein gewidmet ist, etwas später, am 29. und 30 August 2020 stattfinden.
Die Merlot-Weine aus dem Tessin sind schon längst kein Geheimtipp mehr. Das Klima in der Südschweiz eignet sich hervorragend für den Anbau von Weinen. Passionierte Winzer lassen hier edle Tropfen entstehen, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchen. Viele Weinkeller sind darüber hinaus architektonische Schmuckstücke inmitten idyllischer Rebberge. Die beiden Tage der offenen Weinkeller (Cantine Aperte) sind eine schöne Gelegenheit für Weinliebhaber, die Keller und Weinberge in der Sonnenstube der Schweiz zu besichtigen, mit den Produzenten zu sprechen und den Wein direkt vor Ort zu verkosten. In vielen Weingütern gibt es neben der Weinverkostung auch Mittag- und Abendessen mit lokalen Produkten, Unterhaltung, Musik, Ausstellungen und kulturellen Veranstaltungen.
Neuer Themenweg auf dem Monte Ceneri
Der Bedeutung des Monte Ceneri im Nord-Süd-Verkehr trägt ein neuer Themenweg Rechnung, der im Frühling 2020 fertiggestellt wurde. Während man mit der geplanten Eröffnung des Ceneri-Basistunnels Ende 2020 auf den Schienen schneller von Nord nach Süd gelangt, geht es zu Fuss gemächlich über den gleichnamigen Berg im Herzen der italienischen Schweiz. Die sieben Kilometer lange „Via del Ceneri“ startet in der Magadino-Ebene am Bahnhof von Cadenazzo und führt hoch auf den Ceneri-Pass zur neuen Piazza Ticino.
Ein historischer Weg, auf dem im Laufe der Jahrhunderte Wanderer, Pilger, Armeen und Händler unterwegs waren, um die Alpen zu überqueren. Informationstafeln entlang der Strecke geben Auskunft zu Geschichte und Kultur. Sehenswürdigkeiten auf dem Weg zeugen vom einstigen Leben in der Region. Dazu gehört eine restaurierte Mühle, ein Roccolo (ein gemauerter Turm für die Vogeljagd), ein Radio-Museum, Kirchen und Kapellen sowie das symbolische Totem auf der Piazza Ticino, welches aus dem für den Bau der Alptransittunnel am Gotthard und Ceneri gewonnenen Gestein hergestellt wurde. Mit einem Höhenunterschied von 420 Metern ist die Wanderung für Familien geeignet und die illustrierten didaktischen Tafeln entlang der Strecke sorgen für Spannung bei den Kindern. Bei der Piazza Ticino wurde eine Art Museum eingerichtet, das eine Bildergalerie mit Lehrtafeln enthält, welche die Mobilitätgeschichte des Monte Ceneri im Laufe der Jahrhunderte erzählt.
Neuer MTB-Trail am Monte Tamaro bei Lugano
Bikefans können sich über eine neue MTB-Strecke auf dem Monte Tamaro in der Region Lugano freuen. Die 32 Kilometer lange, technisch anspruchsvolle Rundtour Tamaro Bike Nr. 362 bietet herrliche Ausblicke auf den Luganersee und den Lago Maggiore. Von Rivera geht es ab dem 6. Juni 2020 hoch per Seilbahn auf die Alpe Foppa, von wo aus der erste steile Anstieg auf unbefestigtem Weg startet. Über 330 Höhenmeter später lohnt ein Stopp in der Capanna Tamaro mit 360-Grad-Panoramasicht auf die Tessiner Seen und Berge.
Hier können die Batterien aufgeladen werden für die langen und herausfordernden insgesamt ca. neun Kilometer langen Singletrail-Abfahrten, die jetzt folgen, hinunter in die Region Malcantone bis nach Bedano. Von dort geht es zurück nach Rivera, durch kleine Tessiner Dörfer bis zur Talstation der Bergbahn. Beim Aufstieg sind auf der ca. Dreieinhalb-Stunden-Tour 756 Höhenmeter und im Abstieg 1811 Höhenmeter zu bewältigen.
130 Jahre alt und kein bisschen müde: Zwei Zahnradbahnen feiern Jubiläum
Der Monte Generoso auf 1.704 Metern Höhe ist einer der beliebtesten Aussichtsberge des Tessins – der Blick auf die Seenlandschaft, die Stadt Lugano, die Po-Ebene und die Berge vom Apennin bis zum Gotthardmassiv sowie der Berninagruppe ist beeindruckend. Die nostalgische Zahnradbahn, die seit 1890 Gäste von Capolago am Luganersee hoch auf den Gipfel bringt, ist eine der ältesten im Land. In 40 Minuten legt sie knapp zehn Kilometer zurück und klettert rund 1.000 Meter in die Höhe. Oben angekommen, steht man direkt vor dem Wahrzeichen des Monte Generoso, der „Fiore di pietra“, aus der Feder von Stararchitekt Mario Botta.
Jubiläum feiert im Sommer 2020 auch eine zweite Tessiner Zahnradbahn. Die Funicolare Monte San Salvatore, welche Ausflügler ebenfalls seit 130 Jahren auf den 912 Meter hohen Gipfel des Hausbergs von Lugano fährt. Bei schönem Wetter geniesst man von dort ein wunderschönes 360-Grad-Panorama, von den Berner und Walliser Alpen auf die Po-Ebene, während einem die Stadt Lugano und der See zu Füssen liegen.
Der Legende nach soll Jesus auf seinem Weg in den Himmel auf dem Gipfel einen Zwischenhalt eingelegt haben, um einen letzten Blick auf den schönsten Flecken Erde zu werfen. So erklären sich zumindest die Einheimischen die Herkunft des Namens Monte San Salvatore, auf Deutsch: Berg des Heiligen Erretters. Neben dem Panorama lohnen auch unzählige Wanderwege sowie ein Blick auf den Veranstaltungskalender der beiden Aussichtberge, welche in den nächsten Wochen einige Überraschungen bereithalten.
Parco Scherrer: Ein Museum im subtropischen Garten Eden
Für viele ist es das schönste Dorf des Tessins: Morcote am Luganersee. Es klebt im Windschatten des Arbostora-Hügels und kommt daher auch im Winter in den Genuss eines sehr milden Klimas. Zu einer der grössten Attraktionen Morcotes avancierte der wahr gewordene Traum von Herrmann Arthur Scherrer (1881-1956), der als Textilhändler viel in der Welt herumkam. Bei diesen Reisen entwickelte er eine besondere Liebe für Kunst und Kultur des Orients.
Am Steilhang nördlich von Morcote kaufte er sich Stück für Stück Land zusammen und begann, einen kleinen Garten Eden anzulegen. Was bis dahin ein Gewirr aus Weinberg und Gestrüpp war, entwickelte sich unter Scherrers künstlerischer Anleitung zu einem subtropischen Park aus Zypressen, Zedern, Palmen und Bambushainen. Um für die vielen Kunstwerke und Plastiken, die Scherrer im Laufe der Jahre gesammelt hatte, ein passendes Ambiente zu schaffen, liess er in seinem Park mehrere kleine Gebäude nach klassischen und fernöstlichen Vorbildern errichten. Der Parco Scherrer ist nur einer der mediterranen Gärten im Tessin, die ab dem 6. Juni 2020 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Rund um den Luganersee und den Lago Maggiore laden einige Parks und Gartenanlagen zu einer botanischen Weltreise, denn dank dem milden Klima bekommen sie Pflanzen aus allen Kontinenten zu sehen.
Entlang der Bergseen im Val Piora
Urlaub in den Bergen oder am See? Diese Frage stellt sich im Tessin nicht. Denn die Region Ritom-Piora in der Leventina vereint beides. Der Weg hoch ins alpine Paradies ist steil, doch die 1921 errichtete Standseilbahn benötigt dazu nur eine Viertelstunde. Auf der Fahrt vom Dorf Piotta bis zur Bergstation überwindet sie 786 Höhenmeter mit einer Steigung von 87,8 Prozent. Das macht die Standseilbahn zu einer der steilsten der Welt. Von der Bergstation in 1.794 Metern Höhe erreicht man in wenigen Minuten den Ritom-Stausee, hinter dem sich eine einzigartige Seen- und Berglandschaft ausbreitet.
Mit angenehmer Steigung geht es hinauf zum 2.208 Meter hohen Pizzo Föisc und zur Selbstversorgerhütte Rifugio Föisc. Nach der verdienten Rast führt der Weg zum Ritom-See, dem grössten Tessiner Bergsee. Dem westlichen Ufer folgend gelangt man zur Abzweigung zum Lago di Tom, der für seinen weissen Sandstrand bekannt ist. Danach geht es zum Cadagnosee, dem dritten der Piora-Seen, wo Wanderer das Landschaftsschutzgebiet der Alpe di Piora durchqueren – eine der grössten Almen des Tessins. Wer mag, übernachtet in der nahe gelegenen Hütte Cadagno, bevor der Weg zurück zur Bergstation der Ritombahn und somit zum Ende der Rundtour führt. Erreichbar ist der Ausgangsort Piotta mit dem Postauto ab Airolo oder Faido. Länge: 15,55 Kilometer, Dauer: 5,5 Stunden, Schwierigkeitsgrad: mittel.
Sentiero Cristallina: Drei Tage in den Tessiner Alpen
Auch die Tessiner Berghütten sind wieder geöffnet. Drum nichts wie los in die Natur, denn was gibt es Schöneres als auf alpinen Höhen und in stillen Tälern zu wandern. Der 42 Kilometer lange Sentiero Cristallina gehört zu den schönsten Bergwanderungen der Schweiz. Er startet in Bignasco im hinteren Maggiatal und geht über die Cristallinahütte ins Bedrettotal bis nach Airolo. Der erste Tag führt durch die magische Natur des Bavonatals, dem wildesten Tal des Tessins. Am Fluss entlang geht es vorbei am 108 m hohen Wasserfall in Foroglio und zwölf Weilern mit typischen Tessiner Steinhäusern bis nach San Carlo. Am zweiten Tag folgt ein Anstieg hoch zum Robiei-Stausee mit Blick auf die Eismassen des Basodino-Gletschers und weiter bis zur Capanna Cristallina. Der Höhenweg auf der Sonnenseite des Bedrettotals bringt den Wanderer am dritten Tag durch Hochmoorlandschaften mit Ausblicken aufs Gotthardmassiv
Das Tessin – Kletterparadies auf der Alpensüdseite
Mit über 80 erschlossenen Klettergebieten und einem besonders günstigen Klima an den Felsen gilt das Tessin als wahres Paradies für Sportkletterer, die sich an den Granit-, Gneis- oder Dolomitwänden selbst auf die Probe stellen können. Vom Maggiatal zum Onsernonetal, vom Verzascatal über die Region Riviera bis hin zur Leventina, dem Bleniotal und dem Bedrettotal gibt es zahlreiche Kletterwände, die gut erschlossen sind. Das erste und bedeutendste Areal stellt das im Sottoceneri gelegene Felsmassiv Denti della Vecchia dar, eine eindrückliche Graterhebung, die sich oberhalb von Lugano an der Grenze zu Italien erstreckt.
Schon Anfang der 30er Jahre kletterte der berühmte Bergsteiger Emilio Comici an den „Zähnen der Alten“, wie sie übersetzt aus dem Italienischen heissen. Heute finden sich in den vielen einzelnen Klettermassiven 123 verschiedene Routen in diversen Schwierigkeitsgraden. Die bekannteste Kletterregion im Tessin auf internationaler Ebene ist jedoch „Ponte Brolla“. Die sonnige Lage und gute Erreichbarkeit am Eingang des Maggiatals haben diese Gegend zu einem wichtigen Bezugspunkt der Kletterszene gemacht. Und wer den besonderen Adrenalinkick sucht, der ist bei der Staumauer am Lago di Luzzone genau richtig. Hier befindet sich mit 160 Metern Höhe die längste künstliche Kletterroute der Welt. Über fünf Seillängen sind rund 650 Klettergriffe und Haken angebracht. Die Schwierigkeit an der senkrechten Betonmauer steigert sich kontinuierlich, wobei der letzte Teil sogar leicht überhängend ist, was die Begehung der Staumauer zum eindrücklichen Erlebnis macht.
Quelle: Ticino Turismo